Reba Si – Kulturprojekt Reba 84 erhalten

Erstes Medienecho

Das MDR Magazin artour hat gestern Abend einen Bericht über unsere Initiative und die Chemnitzer Verfehlungen gesendet. Auf der Seite des MDR kann man ihn bis 1. April ansehen.

Schade, dass weder Stadt noch GGG etwas zur Berichterstattung beitragen wollten.

29 Reaktionen

  1. Meister Internet 26. März 2010, 11:57 Uhr

    was ist daran, “dass weder stadt noch ggg etwas zur berichterstattung beitragen wollen” schade? dass es dem letzten linken studenten so kaum gelingen kann scheinbare “disfunktionalitäten” einzelner personen in verwaltung, politik und privatwirtschaft für “unsere(!) demokratische gesellschaft” nachzuweisen? kurzum: wer soll hier haftbar gemacht werden? diese parteinahme für eine “richtigere” demokratie ist lachhaft!

  2. tsss 26. März 2010, 16:46 Uhr

    “es gibt noch optimisten in chemnitz, achtet auf sie” … LOL …
    sind damit die ständig jammernden gemeint? stadt > doof, ggg > doof, chemnitz is ne rentnerstadt > doof, niemand will jugendliche hier haben > doof, einfach alles > doof…
    und dass es zweifelhaft wäre, dass die “gee gee gee” (geil wie die das betonen in dem beitrag) ausweichobjekte angeboten hat is ja mal ne glatte lüge.
    aber der alte am ende ist super. den hab ich auch schon gesehen. stillgestanden! :-D

  3. jens kassner 30. März 2010, 08:16 Uhr

    Liest man die Kommentare in diesem Blog, die wohl überwiegend von Reba/Exka-Akteuren selbst stammen, fällt es schwer, sich mit dem Projekt noch zu solidarisieren. Alles, was da gesagt wird, finden andere lächerlich oder voll daneben. Vielleicht ist eine Solidarisierung aber auch gar nicht erwünscht. Man käme dabei ja immer in die Gefahr, als Sympathisant einer bestimmten Gruppe der untereinander offenbar heftig zerstrittenen Beteiligten zu gelten und damit als Gegner aller anderen.

  4. sophie d. 30. März 2010, 17:50 Uhr

    Nein, nein Herr Kassner, das stellt sich härter dar, als es in Wirklichkeit ist. Es ist der typische Dissenz zwischen Intelligenten Leuten, die nicht hinter einmal erreichte Erkenntnisse zurückfallen möchten, mag der Ausdruck auch des öfteren deftig sein. Das Ausbleiben dessen, würde mir mehr sorgen bereiten…

    Die Kritik an Heimatbegriff und Pr-Duktus wirkt in derart versachlichten Beziehungsgefügen (effektivität von Kommunikation etc) schlicht anachronistisch, sodass er wie eine subjektive Mäkelei erscheint. Objektiv ist das geschaffte, gemachte und gemeisterte, mithin die Tat. Projekte wie die Reitbahnstrasse haben doch zumindest marginal immer den Anspruch, der Vorherrschaft von dem, was ohnehin ist, den Kampf anzusagen, und das nicht aus einer Laune heraus. Gründe dafür, zu kurz gedachtes und Gerede, das schnell in seine Konsequenzen von Dumpfheit und Gefahr für andere umschlägt zu entlarven, sind, dass es schon einmal besser gewusst ward. Daher die rede von den Nutzargumenten, die jetzt nicht mehr als solche erkannt, sondern ernst genommen werden. Kunst und Kultur als “schön” für den Alltag und “rettend” für die Stadt anzusehen sind unhinnehmbare Verdinglichungen, die hinter jeden Stand von Brecht , Goethe und meinetwegen auch Helene Hegemann zurückfallen und doch dem Status Quo entsprechen, aus dem progressive Kunst stets auszubrechen hat. Hier zu intervenieren, gebietet einem der Verstand und die Scham vor der eigenen Ohnmacht. Man möchte wenigstens etwas gesagt haben, wenn schon ohnehin beschämend gehandelt werden muss.

    “Denn Zartheit zwischen Menschen ist nichts anderes als das Bewußtsein von der Möglichkeit zweckfreier Beziehungen, das noch die Zweckverhafteten tröstlich streift”

  5. Frank Weißbach 30. März 2010, 23:00 Uhr

    “Hier zu intervenieren, gebietet einem der Verstand und die Scham vor der eigenen Ohnmacht. Man möchte wenigstens etwas gesagt haben, wenn schon ohnehin beschämend gehandelt werden muss.”

    Sie sehen also die Notwendigkeit der Öffentlichkeitsarbeit und unterwandern diese trotzdem bewusst durch ihr Statement?

  6. $tadtumbau Ultra89 (beige) 30. März 2010, 23:16 Uhr

    sophie d. sticht der begriffstutzigkeit eindrucksvoll den star! und ich kann – v.a. wegen der zersetzervorwürfe(sic!), dem hier geäußerten wunsch nach identität und solidarität mit dem konsensus – gar nicht anders als noch drauf- und mitzugeben. denn: dort wo sich “linke” als ewig bürgerbewegte anorak- und bartträger inszenieren, für ein mehr an dem eintreten, das sie so beschädigt hat, ist eine kritische auseinandersetzung eben so angebracht, dass es kracht. notwendige ist die dekonstruktion der hier angestrebtern identitäts- und imagepolitik, um eben den blick für das zu schärfen, was ein einlassen auf realpolitische beteiligungsverfahren tatsächlich bedeutet. in der eigenen diy-verklärung in einer seltsamen paarung mit der angesprochenen standortrhetorik ist zu erkennen, dass man sich, bestenfalls nolens volens, längst im fahrwasser eines ordoliberalismus befindet, der es einem nahelegt, mit der eigenübernahme ehemaliger staatsaufgaben wie etwa sozialen frieden zu stiften, investoren anzulocken und damit arbeitsplätze zu schaffen, die eigene selbstentsaftung für selbstverwirklichung zu halten.

  7. Frank Weißbach 30. März 2010, 23:48 Uhr

    Sehr geehrter Meister Internet aka. $Stadtumbau Ultra89 (beige), ein Frage zur Güte, um diese mühsige Auseinandersetzung etwas zu entwirren und hoffentlich zu beenden:

    Wollen Sie nur Recht haben oder wollen nur Sie Recht haben?

  8. Jesus der spasssige Antagonist 31. März 2010, 08:34 Uhr

    *Frank Weißbach: „Sie sehen also die Notwendigkeit der Öffentlichkeitsarbeit und unterwandern diese trotzdem bewusst durch ihr Statement?“

    Es ist eben ein durchaus himmelweiter Unterschied, ob man Öffentlichkeitsarbeit vordergründig auf Marketingbasis betreibt – und sich dabei ernst nimmt – oder als kritische inhaltliche Auseinandersetzung mit den Zuständen. Die Zersetzungsvorwürfe zeigen, dass hier augenscheinlich der Gedanke überwiegt, das widerspruchslose Produkt Reitbahnstraße der Stadt Chemnitz und ihren Bürgern als erhaltenswert anzupreisen. Warum?

    *$tadtumbau Ultra89 (beige): „notwendige ist die dekonstruktion der hier angestrebtern identitäts- und imagepolitik, um eben den blick für das zu schärfen, was ein einlassen auf realpolitische beteiligungsverfahren tatsächlich bedeutet.“

    Genau das!

    *Frank Weißbach: „Wollen Sie nur Recht haben oder wollen nur Sie Recht haben?“

    In Anbetracht dessen, dass $tadtumbau Ultra89 (beige) hier klar und deutlich den Kern des Problems offenlegt, zeugt diese Bemerkung einmal mehr davon, dass stichhaltige Kritik bei (Teilen von) Reba Si entweder nicht erwünscht ist, weil sie die Sinnhaftigkeit des Vorhabens grundsätzlich in Frage stellt, gar nicht erst ankommt, weil sie nicht verstanden wird oder einfach der Ignoranz zum Opfer fällt.
    Nochmal: Wie kann man einem inhaltlich schlüssigen Beitrag – der den Kern des Problems erfasst (!) – mit einer derart sinnentleerten Sülze kommen, deren Wortspielerei überdies höchstens das Prädikat „Sparwitz“ verdient?!

  9. jens kassner 31. März 2010, 10:00 Uhr

    Obwohl ich einen Hochschulabschluss habe, kann ich der Rhetorik nicht überall folgen. Meiner Beobachtung nach gliedern sich aber die Akteure von Reba/Exka in mindestens drei Gruppierungen, die möglicherweise noch interne Differenzierungen haben:
    1. die Leute, die einfach nur billigen Wohnraum in gemeinschaftlichem Beieinander haben wollen. Denen ist sicherlich mit einem Ausweichobjekt, ob nun von GGG oder sonst wem, ganz gut geholfen. Ein energischer Kampf gegen das Sterben der Reba ist von da also nicht zu erwarten.
    2. politische Aktivisten, denen der Widerstand gegen alle etablierten Strukturen am wichtigsten ist. Da für sie offenbar auch Demokratie ein Schimpfwort ist, erscheint mir jeder Konsens schwer machbar. Das Scheitern des Projektes ist hier wohl willkommene Bestätigung der eigenen Thesen.
    3. diejenigen, die das Exka-Konzept vorangetrieben haben und eine vielfältige Mischung unterschiedlicher Nutzungen und Interessen befürworten. Diese Haltung hat auf jeden Fall meine Sympathie, dennoch irritieren mich manche Äußerungen. Wieso darf das Vorhaben nicht zu einer Imageverbesserung beitragen? Und warum darf nicht die ganze Stadt, oder zumindest die Leute, die noch nicht ganz abgestumpft sind, einen Nutzen davon haben? Und wenn die Standortfrage so abwegig ist, wäre dann nicht ein Bauernhof im oberen Erzgebirge ideal?
    Vielleicht versteh ich eben manches auch bloß nicht, da die Aussagen häufig sehr verklausuliert daherkommen und offenbar nur für Insider bestimmt sind, die alle Anspielungen erkennen.

  10. Frank Weißbach 31. März 2010, 10:45 Uhr

    @Jesus
    Mir missfällt die Diskussionskultur. Ein Dialog auf Augenhöhe scheint mir nicht erwünscht. Auf dieser Basis bin ich dann auch nicht mehr bereit mich auf ein Gespräch mit Leuten einzulassen, die die Intention der Initiative nicht mittragen und ihr Projekt (sofern es denn überhaupt ihres ist) lieber scheitern sehen, als in gewissen Punkten Abstriche zu machen.

    Es wurden mehrfach Angebote zum Einbringen der Bedenken unterbreitet. Es wurden konkrete Termine angesetzt. Für mich ist diese Diskussion hier vorerst beendet, da sie sich im Kreis dreht. (Auch in Hinsicht auf die Diskussion unter dem Anwaltsgesuch).

    Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass die Initiative “Reba Ja!” (bzw. “Reba Si!”) ein offenes, breit aufgestelltes Forum ist, dass sich für den Erhalt des Kulturprojektes Reba84 (den Standort) und die Umsetzung der Projekte und Ideen des Experimentellen Karrees einsetzt. Mehr dazu in Kürze in der Selbstverständniserklärung der Initiative.

  11. achokracho 31. März 2010, 11:01 Uhr

    “Wieso darf das Vorhaben nicht zu einer Imageverbesserung beitragen?”
    es geht nicht um dürfen oder nicht. eine imageverbesserung der stadt bedeutet das entfernen von den persönlichen bedürfnissen und dem versuch sie zu kommunizieren und zu befriedigen zu gunsten einer ökonomischen debatte für den standort chemnitz.
    hier kann ich jesus nur zustimmen:
    „Es ist eben ein durchaus himmelweiter Unterschied, ob man Öffentlichkeitsarbeit vordergründig auf Marketingbasis betreibt – und sich dabei ernst nimmt – oder als kritische inhaltliche Auseinandersetzung mit den Zuständen. Die Zersetzungsvorwürfe zeigen, dass hier augenscheinlich der Gedanke überwiegt, das widerspruchslose Produkt Reitbahnstraße der Stadt Chemnitz und ihren Bürgern als erhaltenswert anzupreisen. Warum?“

    “Und warum darf nicht die ganze Stadt, oder zumindest die Leute, die noch nicht ganz abgestumpft sind, einen Nutzen davon haben?”
    auch hier ist dürfen oder nicht egal. das ist nur einfach kein argument für das projekt sondern das passiert leider nebenbei oder nicht. die frage die halt dringend zu klären wäre ist was dieser „nutzen“ bedeutet und was ihn aussmacht?

    “Und wenn die Standortfrage so abwegig ist, wäre dann nicht ein Bauernhof im oberen Erzgebirge ideal?”
    ich denke nicht das der rat in barbarische provinzen zu ziehen die disskusion voranbringt.
    nur weil man keinen bock auf den konkurrenzkampf der standorte hat und daran nicht aktiv teilhaben will heißt das ja nicht das eine bude in der provinz das bessere wäre, eher das schlimmere siehe limbach-oberfrohna.

  12. Jesus der spasssige Anarchist 31. März 2010, 12:14 Uhr

    „Mir missfällt die Diskussionskultur.“ (Frank Weißbach)
    Die ließe sich bspw. verbessern, indem du dich auf eine inhaltliche Diskussion einlassen würdest.
    „Ein Dialog auf Augenhöhe scheint mir nicht erwünscht.“ (Frank Weißbach)
    Schwer zu sagen. Von manchen wahrscheinlich (vorerst) tatsächlich nicht, weil sie sich durch die Blauäugigkeit und den Märtyrer-Aktionismus von Reba Si so vor den Kopf gestoßen fühlen, dass sie die neuen Aktiven erstmal als Idioten einstufen. Ging mir genauso. Das hat mit unerfüllten – und evtl. ebenso blauäugigen – Erwartungen an eine Initiative zur Rettung der Reitbahnstraße zu tun. Nachvollziehbar, wie ich finde.
    „Auf dieser Basis bin ich dann auch nicht mehr bereit mich auf ein Gespräch mit Leuten einzulassen, die die Intention der Initiative nicht mittragen und ihr Projekt (sofern es denn überhaupt ihres ist) lieber scheitern sehen, als in gewissen Punkten Abstriche zu machen.“ (Frank Weißbach)
    Das würde ja bedeuten, dass mit Menschen, die Reba Si grundsätzlich kritisieren nicht mehr geredet wird, also Kritik nur in dem Rahmen, dass die Intention von Reba Si grundsätzlich richtig und gut ist. Genau den selben Fehler haben einige ReBa-Aktive – mich eingeschlossen – in der haarigen Auseinandersetzung um Alternativstandorte vor etwa einem Jahr schonmal gemacht. Es ist meiner Meinung nach ein grundlegendes Problem, dass die ‘neuen Aktiven’ hier über den Punkt des Standortes (ReBa nein?) per se gar nicht diskutieren wollen. Sicher gibt es auch schlagende Argumente für den Standort, z.B. das schöne helle Arbeitszimmer mit der schwarz-roten Flagge an der Wand, die schöne Aussicht, die zentrale Lage, die Synergien. Im Gegenzug müssen aber eben auch Argumente der Menschen zugelassen werden, die sicher nicht aus lauter Dummdideldei zu dem Schluss gekommen sind, dass sie dieses Projekt nicht mehr tragen wollen oder können (!). Das hat bspw. mit dem Scheitern am eignen Anspruch (relativer Freiraum) aufgrund von Sachzwängen zu tun, die sich schlicht aus der Lage und Beschaffenheit des Projekts ergeben. Der Sachverhalt, dass Teile von Reba Si die ‘Alt-Aktiven’ hier latent pauschal als gescheitert aufgrund von generellem Unvermögen statt als gescheitert am eigenen Anspruch – und zwar mit der Konsequenz, sich das einzugestehen und Alternativen zu suchen – hinstellen, ist mindestens genauso arrogant, wie die (inhaltlich trotzdem stichhaltigen) Kommentare einiger Diskussionsteilnehmer auf diesem Blog. Es darf nicht ignoriert werden, dass sich das Was (ReBa oder Alternativobjekt) eben zu einem erheblichen Prozentsatz aus dem Wie (Anspruch/Bedürfnis der Menschen) ergab. Da von jemandem quasi Abstriche an der eigenen Lebensqualität zu erwarten, ist irrational und deshalb unhaltbar.
    „Es wurden mehrfach Angebote zum Einbringen der Bedenken unterbreitet. Es wurden konkrete Termine angesetzt. Für mich ist diese Diskussion hier vorerst beendet, da sie sich im Kreis dreht.“ (Frank Weißbach)
    Du willst hier also die Nutzung eines solchen Angebots „zum Einbringen der Bedenken“ mit dem Argument abwürgen, dass es ja Angebote dazu gibt. Dann soll die Diskussion beendet sein, weil sie sich im Kreis drehe, obwohl sie noch gar nicht richtig stattgefunden hat. Wo ist denn die inhaltliche Auseinandersetzung der Initiative mit den hier vorgebrachten Argumenten?
    „Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass die Initiative “Reba Ja!” (bzw. “Reba Si!”) ein offenes, breit aufgestelltes Forum ist, dass sich für den Erhalt des Kulturprojektes Reba84 (den Standort) und die Umsetzung der Projekte und Ideen des Experimentellen Karrees einsetzt.“ (Frank Weißbach)
    Definiere offen. Definiere breit aufgestellt. Wenn das auf einen beliebigen, unkritischen Meinungspluralismus hinausläuft, der nicht den Mut – oder überhaupt den Anspruch – hat, gewisse Positionen auch mal explizit als falsch oder zumindest unhaltbar oder zumindest fragwürdig zu benennen, muss das grundsätzlich immer kritisiert werden.

  13. sophie d. 31. März 2010, 13:59 Uhr

    Ich bin mittelmässig enttäuscht about F.Weissbach.

    “Sie sehen also die Notwendigkeit der Öffentlichkeitsarbeit und unterwandern diese trotzdem bewusst durch ihr Statement?”
    Allerdings. Das “sich selbst hinterfragen” im Prozess und in aller Öffentlichkeit(was zur teamfähigkeit, pr, mcdonalds usw gehört), was sonst nie dort passiert, sondern im Resultat behauptet wird, sollte unser Anspruch sein. Verschiedene “Meinungen auszuhalten”, eine Fähigkeit, über die sich stets selbst gefreut wird, bedeutet auch den Wille, zu Verstehen. “Wollen Sie nur Recht haben oder wollen nur Sie Recht haben?” heisst für mich explizit: Ich will gar nicht euren skeptischen, feinsinnigen Kram verstehen. Und das ist für mch eine herbe Enttäuschung. Man muss sich nun tatsächlich fragen, was in diesem Zusammenhang ein Engagement bei poet bewegt etc. bedeuten mag. Nichts anderes als die Absage an Totalitäten bedeuten für mich die (besseren) Statements auf diesem Blog. Nicht das Einstellen der Handlungsfähigkeit ist dabei das Ziel, sondern das Bewusstsein darüber zu erlangen, in welche Höllenmaschine (Stadtumbau, Kommunalpolitik, verwertungsinteressen von Privatunternehmern) wir nun wieder hineingeraten sind. Denn nur so ist das Entstehen und die Existenz der Reba zu verstehen: nicht als harmloses Engagement für irgendwelche “Kultur” sondern als Anspruch, die Bruchlinien und Verwerfungen zwischen gesellschaftlichen Selbstanspruch und der realität (mindestens uns selbst) aufzuzeigen.

    Nicht umsonst gewinnt man aus bürgerlich-reformistischen Anspruch nicht die an selbstversklavung grenzende Energie, Häuser zu besetzen, voküs durchzuführen und sich auf breiter Front mit seiner Zerbrechlich- und Jämmerlichkeit immer wieder lächerlich zu machen. Die schlechte Alternative ist, all das genauso zu machen und sich zusätzlich ein Denkverbot auzuerlegen: “Auf dieser Basis bin ich dann auch nicht mehr bereit mich auf ein Gespräch mit Leuten einzulassen, die die Intention der Initiative nicht mittragen und ihr Projekt (sofern es denn überhaupt ihres ist) lieber scheitern sehen, als in gewissen Punkten Abstriche zu machen.” Ich mache gern Abstriche, so lange mir noch die Luft zum Atmen bleibt. Aber ohne Reflexion darüber, stellt sich die FRage des Sinns von all den Aufgeworfenen Kategorien wie “Urbanität”, Kunst, Leben, selbstbestimmtheit etc.

    Nicht missverstehen: volle solidarität mit Reba Si. Das ist Dialektik, maybe.

  14. sophie d. 31. März 2010, 14:15 Uhr

    ach apropos der bald kommenden Selbstverständniserklärung der Initiative: hilfreich könnte da auch das “historische” dokument des selbstverständnisses des ExKa´s sein http://exka.org/meta/
    und so geht es los:

    Von Kopf bis Fuss auf Schrumpfung eingestellt: Warum Initiative Experimentelles Karree?

    Ein Grund für das Zustandekommen des Vereins war es den Stadtplanungsdiskurs möglichst kritisch zu begleiten, d.h. Stadt als das zu begreifen was sie tatsächlich ausmacht, sie als morphologischen Ausdruck, als Vergegenständlichung kapitalistischer Verhältnisse also, zu begreifen. Phänomene wie Leerstand und Schrumpfung brechen nicht naturgesetzlich über eine Stadt herein, sondern sind vielmehr Ausdruck dessen, was gemeinhin als Krise bezeichnet wird.

    Allerorten wird gewerkelt, ist man bemüht das scheinbar chaotische Zerfallen zu stoppen, die Stadt wieder in ruhigere Fahrwasser zu steuern, den Standort letztlich konkurrenzfähig zu machen. Das Methodenarsenal dabei hat sich verbreitet. Widerwillen ist die vormals administrative Stadtplanung – der es in prosperierenden Zeiten allein darum gehen musste, Investoren Baufelder zuzuweisen und sie an die Infrastruktur anzuschließen – offener geworden, sucht händeringend nach neuen Strategien und Akteuren.
    Partizipative Elemente sind – ob des Entgleitens der Geschicke – mittlerweile fester Bestandteil der Planung. Das Spektrum reicht dabei von Public-Private-Partnerships, dem Einsteigen privater Investoren in den Planungsprozess, bis hin zur Einbindung zivilgesellschaftlicher Inititaven. Diese Maßnahmen, verquickt mit flächenhaftem Abriss und anschließenden Aufhübschungsmaßnahmen die endlich der zyklischen Marktbereinigung dienen, sollen darüber hinwegtäuschen, dass sie in ihrer Eigentlichkeit als hausgemachte Pathologien sich interpretieren ließen.

    Sicherlich profitiert auch der Verein Experimentelles Karree von dieser Öffnung, ist aber bestrebt – sich reflektierend als Akteur im falschen Ganzen – diesen realpolitisch anzunähern, wohl aber darauf zu achten, diese Brüche zu diskutieren, öffentlich zu machen und kritisch zu begleiten. In diesem doppelten Sinne können wir behaupten: Wir sind von Kopf bis Fuss auf Schrumpfung eingestellt!

  15. jan jenke 31. März 2010, 16:16 Uhr

    mit der aussicht darauf, dass der ton hier langsam sachlicher wird, füge ich ebenfalls mal einen exka-text von 2009 hier ein, da ich denke, dass es sich durchaus lohnt, den prozeß der letzten zwei jahre zu reflektieren.

    bezüglich der strategie (werbung für die reba in der öffentlichkeit) unterscheiden sich exka und rebasi gar nicht mal so sehr, darum frage ich mich schon, mit welchen mitteln oder argumentaten die neue initiative durchsetzen will, woran das exka gescheitert ist.

    das exka jedenfalls hat es an einigen stellen verstanden, die gesellschaftskritischen implikationen des prozeßes auf den punkt zu bringen und daraus vertretbare forderungen zu machen. hier also ein dokument dieser positionen:

    “Standpunkte

    Also, nochmal in aller Deutlichkeit: Die Objekte, die die GGG als hundertprozentige Tochter der Stadt für diese verwaltet, sind kommunales Eigentum und als solches im Sinne der EinwohnerInnen dieser Stadt zu nutzen. In diesem konkreten Fall haben Leute ihre Ideen für die Nutzung der Objekte Reitbahnstraße Ecke Bernsbachplatz klar artikuliert und für die Verwaltung der Häuser mit dem ExKa e.V. eine arbeitsfähige Struktur geschaffen. Auch außerhalb dieser Struktur ist das Projekt auf Wohlwollen gestoßen und hat UnterstützerInnen gefunden.

    Wenn sich, wie hier, der BürgerInnenwille bezüglich der Nutzung des kommunalen Eigentums deutlich ausdrückt, sollte es für die GGG kein Rätselraten über die zukünftige Verwendung der betreffenden Objekte geben. Die stellvertretende Planung seitens der städtischen Gebäudewirtschaft ist hier schlicht überflüssig.

    Die Argumente, die jetzt von der GGG gegen das Experimentelle Karree an Ort und Stelle ins Feld geführt werden, halten wir zum Teil für konstruiert, zum Teil sind sie angesichts der Situation, in der sich Chemnitz befindet einfach borniert.

    Es sei hier noch mal hervorgehoben, dass eine einvernehmliche Lösung mit den Privateigentümern der restlichen Objekte des Karrees für uns wünschenswert ist. Jedoch ist unser Projekt keineswegs auf eine solche Lösung angewiesen. Umgekehrt ist es uns unverständlich, weshalb ein Kulturprojekt in der Nachbarschaft den Vermietungsabsichten dieser Privateigentümer widersprechen soll. Ganz im Gegenteil finden wir, dass so ein Standort besonders für junge Leute attraktiv ist.

    Sollte das Experimentelle Karree tatsächlich den Verwertungsinteressen der Privateigentümer im Wege stehen, so das Argument der GGG, dann sei angemerkt, dass hier auf der einen Seite Unternehmen auf Gewinn durch Vermietung spekulieren, während auf der anderen Seite Menschen ganz konkret für ihre sozialen und kulturellen Lebensbedingungen in einer schrumpfenden Stadt streiten, die mehr und mehr an Lebensqualität verliert.

    In den konkreten Angeboten von Ausweichobjekten, erblicken wir denn auch weniger ein Verständnis für dieses Unterfangen, als vielmehr den Versuch, nervig gewordene Akteure loszuwerden, ohne sich dabei den Skandal einzuhandeln, bürgerliches Engagement vor den Kopf zu stoßen oder Schuld an der Verstreichung von Fördermitteln der Projekte zu tragen.

    Da die Gebäudewirtschaft der Stadt also offensichtlich nicht in der Lage oder Willens ist, die partizipativen Bestrebungen der BürgerInnen in ihre Planung einzubeziehen, ist es nun Aufgabe der Politik dieses Defizit zu beheben.

    Der Stadtratsbeschluss, der die Umsetzung des Projektes Experimentelles Karree an Ort und Stelle anordnet, ist der erste wichtige Schritt dahin. Es wäre für die Stadt eine Farce, würde die Umsetzung dieses Beschlusses irgendwo im Verwaltungsaparat versanden.

    Danach sieht es aber im Moment aus und dabei wird deutlich, dass die städtische Administration weder strukturell noch personell auf die Anforderungen eingestellt ist, die sich für eine Stadt ergeben, in der sich das kulturelle Leben aufgrund fehlender Infrastruktur nicht mehr von selbst regulieren kann, sondern auf das Mitspielen von Politik und Verwaltung angewiesen ist.

    Den wenigsten Entscheidungsträgern scheint bewusst zu sein, wie groß die Resignation vor allem von jungen Menschen bezüglich einer lebenswerten Perspektive in dieser Stadt ist und wie groß der Frust bei denen ausfällt, die daran etwas ändern wollen aber an der Undurchdringbarkeit des Verwaltungsaparates scheitern.

    Die hohe Abwanderung bleibt indes niemanden verborgen. Und auch dass das soziokulturelle Umfeld, und nicht nur die individuelle wirtschaftliche Lage, hierfür ein ausschlaggebender Faktor ist, wird jedeR unterschreiben. Ein Irrglaube ist es aber, dem vorherrschenden Mangel diesbezüglich mit staatlich geplanter Hochkultur oder sozialpädagogischer Intervention begegnen zu wollen, die mit den Interessen der Menschen nur als statistisch erhobene Daten rechnen.

    Die Stadtpolitik sollte begreifen, dass die Interessen der BürgerInnen nicht nur im Abhaken von Wahlprogrammen deutlich werden, sondern Menschen gelegentlich Ideen umsetzen wollen, auf die sie selbst kommen und die sie selbst für wichtig erachten. Wer das ignoriert, behandelt Menschen als unmündige Verwaltungsmasse.

    Aus all diesen Gründen bitten wir die GGG auch nicht, uns ihre Häuser zu überlassen, sondern fordern sie und die Stadtverwaltung auf, dem Stadtratsbeschluss Folge zu leisten und die notwendigen bürokratischen Maßnahmen in die Wege zu leiten, die die Nutzung der Häuser im Sinne des Experimentellen Karrees ermöglichen.”

  16. jan jenke 31. März 2010, 20:42 Uhr

    apropos “neue offenheit”,

    so neu ist die gar nicht. in einem einladungstext zu einer podiumsdiskussion in der reba von august 2007 ist in bezug auf das projekt vom “Reiz einer neuen Offenheit” die rede.

  17. outarkmicha 1. April 2010, 15:10 Uhr

    ich möchte mich hier einmalig zu wort melden, da ich einigermaßen frustriert bin, wie einfach es sich hier manche machen. es ist wirklich nicht schwer sich anonym im internet hinter irgendwelchen fakenamen zu verstecken und dann mit schein(?)dialektischen schachtelsätzen stimmung zu machen. es gibt natürlich keine verpflichtung zu den treffen zu kommen, nur weil man kritik äußern möchte, allerdings erscheint es mir einfach als sinnvoller. schließlich ist eine debatte im internet (noch dazu zwischen einer klarnamen-seite und einer anonymen seite) einfach vollkommen sinnfrei. viel besser geeignet ist hierfür meiner meinung nach ein gespräch, bei dem man sich gegenseitig in die augen schaut.
    ich habe bis vor kurzem gedacht, dass unter „links“ sein auch gewisse werte gehören (natürlich nicht heimat) aber solche wie gleichwertigkeit und ein gewisser moralischer anspruch an sich selbst. dieser fehlt mir bei der debatte, vor allem von anonymer seite, leider völlig. schon die art und weise des schreibens zeigt eine gefühlte überlegenheit an und demotiviert mich persönlich auch dahingehend, mich an der debatte zu beteiligen, da man anschließend eh nur mit eben jenen theoretischen schachtelsätzen abgewatscht wird. zudem fehlt mir der moralische anspruch dahingehend, sich, wenn man kritik übt, sich auch aktiv daran zu beteiligen, dass diese scheiß situation irgendwie besser wird. stattdessen zieht man sich ins stille kämmerlein zurück und beschränkt sich auf persönlich angreifende kritik, noch nicht mal konstruktive kritik scheint möglich.
    das scheint aber gang und gäbe in der „szene“ zu sein, siehe auch den sinnlosspruch unter dem statt der moderne plakat, kritik ist sicher IMMER richtig und wichtig, nur kann ich mich unter diesen umständen einfach nicht klar damit auseinandersetzen, weil der kritiker nicht sichtbar ist, und darauf ruht er sich auch aus. leider.
    zudem bin ich auch verwundert über die allgemeine art, wie eine „szene“, die sicherlich ausdifferenzierungen hat, aber grundsätzlich, denke ich ähnliche positionen vertritt, sich öffentlich so zerfleischen kann, das finde ich einfach nur peinlich. wo ist denn das problem, sicher berechtigte kritik einfach mal offen anzubringen. diese „szene“ ist schon rein zahlenmäßig wirklich extrem klein in chemnitz, aber sich öffentlich so auseinander zu dividieren und sympathisanten (ich hörs schon schreien „auf solche sympathisanten kann ich verzichten“, das bestätigt dann die überlegenheitsthese) zu verprellen wird die situation sicher nicht verbessern. kurz gesagt: trotz aller berechtigter kritik kommt mir der unity-gedanke hier zu kurz.
    ich würde mich freuen wenn ich die kritik am 11.04. mal aus einem echten mund hören würde, der auch bereit ist, fair zu diskutieren
    so kaisernerowithfivefriendlybullsonitsback und schneewittchenoutofthedeepbluesea, legt los…

  18. tsss 1. April 2010, 16:36 Uhr

    “ich habe bis vor kurzem gedacht, dass unter „links“ sein auch gewisse werte gehören (natürlich nicht heimat) aber solche wie gleichwertigkeit und ein gewisser moralischer anspruch an sich selbst.”

    … ich verstecke mich in der anonymität des internets und mache: hihihi hihihi!! “ein gewisser moralischer anspruch an sich selbst”. definier das mal bitte.

  19. lurczak 1. April 2010, 17:32 Uhr

    ich bin auch froh dass es das internet gibt. Wer diese kommunikation hier nicht als “real” anerkennt, der möge mir “echteres” zeigen. “Kritik” wie jene gehört genau an diesen Ort (blog), da das Montagsplenum dadurch gesprengt würde. Bitte einmal anerkennen, das dies (hier) ein fruchtbar-unfruchtbarer Dialog ist. Wer natürlich sinnvolle, vorzeigbare Resultate fordert, der solle auch noch einen Schritt weitergehen und einsehen, dass genau dies die Bruchlinie ist, an der sich stets alles auflöst. Hier gibt es keine “konstruktive” Lösung sondern lediglich leidlich tiefere Einsichten. “(ich hörs schon schreien “dann könnt ihrs auch gleich lassen”)”

  20. Jesus der spasssige Kommunist 1. April 2010, 19:19 Uhr

    @outarkmicha:

    Ich will folgend mal versuchen, möglichst sachlich auf deinen Kommentar einzugehen, evtl. einige Dinge aufzudröseln (wird lang werden…) und dabei gleich noch Gedanken aus unserem ausgiebigen Gespräch von heute nachmittag einfließen lassen (…ziemlich lang).

    „schließlich ist eine debatte im internet (noch dazu zwischen einer klarnamen-seite und einer anonymen seite) einfach vollkommen sinnfrei. viel besser geeignet ist hierfür meiner meinung nach ein gespräch, bei dem man sich gegenseitig in die augen schaut.“

    Das ist, wie gesagt, Ansichtssache bzw. weder richtig noch falsch. Die Vorteile einer öffentlichen Blogdiskussion liegen ja genauso auf der Hand:
    * Die Diskussion ist offen: Jeder kann sich beteiligen.
    * Die Diskussion ist schriftlich: Wenn man ein Statement schreibt, ordnet man (hoffentlich) vorher seine Gedanken. Man überlegt sich eine stichhaltige Abfolge der Argumente. Man liest nochmal bestimmte Dinge nach, über die man sich in seiner eigenen Argumentation unschlüssig ist. Das hebt potentiell zumindest die inhaltliche Qualität der Auseinandersetzung.

    Natürlich hat auch eine Diskussion im Real Life ihre Vorteile:
    Man weiß, mit wem man es zu tun hat. Man kann direkter kommunizieren (Kritik an die/den, die/der den ‘Schwachsinn’ äußert). Dinge können evtl. schneller abgehandelt werden. Manche Leute mögen/beherrschen die mündliche Form auch einfach besser.

    Ich denke, dass beide Wege ihre Berechtigung haben und unbedingt miteinander verstrickt werden sollten: Die Mischung macht’s!

    Zum Thema Anonymität:
    Natürlich ist die Verortung eines ‘anonymen’ Kritikers immer schwierig. Vor allem dann, wenn man nicht so oft im Netz auf einschlägigen Seiten rumhängt, dass man die Leute aufgrund ihres Pseudonyms oder schlicht aufgrund ihres Schreibstils zuordnen kann. Aber: Ist das wirklich so problematisch? Ich finde das persönlich nicht, weil es eben im Netz schlichtweg gang und gäbe ist, unter Pseudonymen zu diskutieren. Das ist auch durchaus sinnvoll, denn: Die Diskussion kann öffentlich geführt werden, ohne dass sich die Diskutanten sinnloserweise angreifbar machen. Das, was in der Diskussion passiert, fällt nur im Real Life auf mich zurück, wann und wo ich das will, wo sich konstruktiv diskutieren lässt, bspw. im Gespräch mit Freunden oder im Plenum der Initiative. Das hat etwas Befreiendes. Es bietet Schutz, weil laut Denken potentiell weniger schlimmer Konsequenzen nach sich zieht. Man kann Auseinandersetzungen, für die man keine Kraft hat, einfach aus dem Weg gehen und die, die man für sinnvoll und wichtig hält auch sinnvoll führen. Das ist ein Luxus, den man sich leisten sollte.
    Nun gut, Anonymität hin oder her, wichtig sind doch primär die Inhalte, die in den Kommentaren gebracht werden – auf welche Weise das auch immer geschieht.

    „schon die art und weise des schreibens zeigt eine gefühlte überlegenheit an und demotiviert mich persönlich auch dahingehend, mich an der debatte zu beteiligen, da man anschließend eh nur mit eben jenen theoretischen schachtelsätzen abgewatscht wird.“

    Das kann ich durchaus nachvollziehen. Es sei an dieser Stelle dazu mal erwähnt, dass unter den kritischen Diskutanten andernorts (mal nicht im Netz) eine ebenfalls heftige Diskussion über die Form der Auseinandersetzung auf dieser Webseite und mit Reba Si generell und überhaupt geführt wird. Da ist mittlerweile die eigentlich doch so klare aber eben doch nicht so klare Position gereift, dass es hier einen konstruktiveren Ton braucht. So sehr die anfängliche Art der Diskussion von ‘anonymer Seite’ kritikwürdig ist, man sollte dabei durchaus nicht vergessen nach den Gründen zu fragen.
    Wenn ich mich richtig erinnere, existierte das Montagsplenum bereits bevor es die Initiative Reba Si gab. Es wurde dort – in den wenigen Treffen – versucht, Zukunftsperspektiven nach der ReBa zu erörtern – also immer unter dem Gesichtspunkt, dass hier definitiv Schluss sein würde. Dann passierte es, dass eine Anzahl von Leuten an einem Montag zum Plenum kamen und den Standpunkt klarmachten, dass sie hier sind, um über den Erhalt des Projektes an Ort und Stelle zu beraten und sich damit im Plenum durchsetzten. An diesem Punkt haben sicherlich einige das erste Mal die Hände überm Kopf zusammengeschlagen: Nach mehr als 2 Jahren (Reflektions-)Prozess mit dem Ergebnis, dass man dieses Projekt nicht weiterführen will/kann, kommen auf einmal Leute, die gerade die akute Bedrohung für das Fortbestehen der ReBa realisiert haben und sich nun anscheinend aus dem Bauch heraus entscheiden, das Ding zu halten. Das musste ja zu Reibung führen.
    Außerdem dachte man sich: Da das großteils Leute aus dem engeren ReBa-Umfeld sind, die man auch schon irgendwie kennt, können hier bestimmte (politische) Grundsätze einfach als gegeben vorausgesetzt werden. Es wurde wohl teilweise davon ausgegangen, dass das schon tragbar sei/sein müsse und hier wohl keine Grundsatzdebatte droht. (Oder doch?) Der Fakt, dass es dann eben genau nicht so war, traf einige wie ein Schlag. Die Reaktion war, die Sich-initiativ-Nennenden vorerst als bekloppt einzustufen. Das zog natürlich weitere Auseinandersetzungen nach sich, zum Beispiel darüber, was überhaupt in welcher Situation tragbar ist bzw. inwieweit einen das kümmern muss und inwieweit man den Prozess evtl. progressiv beeinflussen will, um ihn tragbar(er) zu machen.

    „…siehe auch den sinnlosspruch unter dem statt der moderne plakat, kritik ist sicher IMMER richtig und wichtig, nur kann ich mich unter diesen umständen einfach nicht klar damit auseinandersetzen, weil der kritiker nicht sichtbar ist, und darauf ruht er sich auch aus.“

    Ich denke, dass hier im Blog die wenigsten wissen werden, auf was sich dieser Satz bezieht. Ich schreib trotzdem mal einen Gedanken dazu hin: Vielleicht wollte der Kritiker oder die Kritikern dich eben genau durch diese Unfassbarkeit in Unruhe versetzen. Aus welcher Ecke kam dieser Spruch? Wer würde das evtl. wie meinen?
    Und soweit ich es mitbekommen habe, hat der/die KünstlerIn sein/ihr Ziel dabei nicht unbedingt verfehlt. Du setzt dich ja immer noch damit auseinander und hast ja sogar in künstlerischer
    Form darauf geantwortet. Das fand ich durchaus spannend. Schreib doch mal was dazu auf deiner Webseite. (Und mach ein Foto.)

    „trotz aller berechtigter kritik kommt mir der unity-gedanke hier zu kurz.“

    Das ist ein interessanter Punkt. Ich schieße jetzt mal blind ins Blaue: Vielleicht ist der Gedanke, eine Einheit bilden zu wollen/zu müssen generell falsch, unter derzeitigen wie zukünftig wünschenswerten Gegebenheiten halbwegs irrelevant und relative Uneinigkeit mittlerweile sogar im Marketing als Alleinstellungsmerkmal anerkannt.
    Naja, im Zweifel für den Zweifel.

  21. rico bannwitz 1. April 2010, 20:19 Uhr

    Super Bericht vom Mdr. Aber auch die Diskussion find ich spitze. So was wird in meinem Freundeskreis sonst nie angesprochen. Freu mich auf spannende Zeiten
    rico

  22. gabriela sabatini die ältere 1. April 2010, 20:23 Uhr

    1. ein blog ist durchaus ein geeignetes instument zur diskussion ansonsten abendfüllender themen. anonymität wird dort zum problem, wo reine selbstdarstellung eine auf ein ziel abgestellte inhaltliche kritik ablöst und damit substanzlos wird. ich glaube, diese tendenz bei dem einen oder anderen post erkennen zu können. deshalb: sollen bestimmte inhalte hier überhaupt transportiert werden oder ist die form ausschließlich zur selbstbestätigung der eigenbezeichnung “kritiker” vonnöten? wenn ja zu punkt zwei, sollte ggf. die relevanz des einwurfs überdacht werden.
    2. ich schlage zur einsicht vor, dass eine soziale gruppe, egal ob anonym oder nicht, (folglich auch diese hier) gewisse regeln braucht und sich diese am anfang des gruppenprozesses selbst gibt. diese sollten keinesfalls aus einem biedermeierlichen traditionalismus (“das gehört sich nicht”) abgeleitet werden, sondern dem ziel dienen, eine sinnvolle (d.h. nicht-zeit-verschwendende, weil: im prekären leben gibts notwendigeres) diskussion zu ermöglichen.
    3. volle kanne: “das Jüngstvergangene stellt allemal sich dar, als wäre es durch katastrophen zerstört worden.” (adorno, minima moralia, s.55) die fähigkeit, ein mehr an beschädigendem zu fordern, liegt sicher bei einer vielzahl der zeitgenoss_innen wohlig warm und sicher im ich und streut von dort aus den selbsthass auf das, was auch nur entfernt etwas wie eine “szenze” (=zusammenhang von menschen, die gegenseitig in ihren handlungen und ihrem wollen schnittmengen erkennen) sein könnte. anstatt die berechtigte wut auf die knechtenden verhältnisse bzw. zustände in konstruktive (in diesem fall: abschaffende, weil: alles andere wäre schlichtweg schwachsinn) tätigkeiten zu lenken und das mehr an glück und befriedigung im eigenen alltag und, bei genannten überschneidungen mit anderen, vllt. auch bei diesen zu festigen, wird mit schöner regelmäßigkeit und unter zuhilfenahme einer ich-schwäche, die sich gewaschen hat, die nächstbeste gruppe, in diesem fall bauchlinke, zusammengefaltet. touché!
    4. eine gruppe, die sich bisher nur im aktionistischen getroffen hat, kann nicht ad-hoc zum hoch reflektierten theoriezusammenhang mutieren. die begrenztheit des aktionismus ist sonnenklar, aber einfach dem auslösenden moment, nämlich der kündigung und damit einhergehenden verlustängsten, geschuldet und deshalb temporär akzeptabel. wenn die eigene theoretische messlatte pauschal an alle gelegt wird, ohne dass diese einblicke in die eigene theoriebildung bzw. eine gewisse toleranz erfahren, ist das leider nichts anderes als kulturpessimismus. der ist an sich manchmal sogar nachvollziehbar, als lebenseinstellung natürlich auch akzeptabel, gerät aber unreflektiert zur blaupause inhaltsleerer kritik. “tiefere einsichten” kann es nur geben, und ich bin sehr dafür, durch die gegenseitige zuerkennung einer lernfähigkeit. und aus den meisten “höher angebundenen” posts ist diese nicht herauszulesen, von daher: nicht wundern, wenn sich die initiative darauf nicht mehr einlässt, denn nichts stärkt eine gruppe so sehr, wie ein angriff von aussen und als solcher muss die art und weise der positionsvermittlung hier in leider negativer lesart aufgefasst werden.

  23. Gregor 2. April 2010, 11:55 Uhr

    In der Tat, das ist leider ganz schön demotivierend hier. Ich muss Jens Kassner recht geben.
    Natürlich kann ich sehr gut nachvollziehen, dass es grundsätzlich an fast jedem Standpunkt, jedem Blickwinkel, jeder Haltung etwas Kritikwürdiges gibt, zumal wenn hinter den Aktionen und Ideen wie z.B. bei ReBa-Si! ein “falsches Bewußtsein” oder gar eine unpassende Sozialisation vermutet wird.
    Aber herrje, in dem Zustand der Begrenztheit stecken wir doch als Menschen alle – also warum immer dieser unglaublich niederdrückende, bevormundende und ideologisierende Stil?
    Ich war immer angetan von den Leuten, die ich im ExKa kennengelernt habe und froh, mit einer gewissen kritischen Grundhaltung nun nicht mehr (gefühlt) allein zu stehen. Von meinen Möglichkeiten aus (leider kein geisteswissenschaftliches Studium und daher wohlmöglich ein geringeres Maß an Belesenheit etc.)
    versuche ich, mich ehrlichen Herzens einzubringen. Im Rahmen dieses Prozesses wird es mir vielleicht möglich sein, bestimmte Grenzen meines Denkens, Fühlens etc. zaghaft zu überschreiten – allerdings nur
    im Dialog, nur auf Augenhöhe und ohne Belehrung.

    Weiterhin gilt: ReBa ja !

  24. gabriela sabatini die ältere 3. April 2010, 01:07 Uhr

    die flinke feder produzierte einige mehr als peinliche fehler in meinem post. blöd.

  25. Jesus der spasssige Antagonist 3. April 2010, 12:15 Uhr

    @gabriela sabatini die ältere:
    Die Fähigkeit, ein mehr an Beschädigendem zu fordern, liegt sicher bei einer Vielzahl der Zeitgenoss_innen wohlig warm und sicher im Ich und streut von dort aus die Abneigung auf das, was auch nur entfernt etwas wie eine fundamentale Kritik (= In-Frage-Stellung der Sinnhaftigkeit der eigenen Ziele/des eigenen Seins) sein könnte. Anstatt die Berechtigte Wut auf die potentielle Reproduktion der knechtenden Verhältnisse bzw. Zustände in konstruktive (in diesem Fall: abschaffende, weil: Alles andere wäre schlichtweg Schwachsinn) Tätigkeiten zu lenken und das potentielle mehr an Erkenntnis und Befriedigung im eigenen Alltag als solches zu erkennen, wird mit schöner Regelmäßigkeit und unter Zuhilfenahme einer positiven Verklärung potentieller Zwangsgemeinschaften, die sich gewaschen hat, die nächstbeste Gruppe, in diesem Fall störrische Linksradikale, zu Zersetzern stilisiert. Angestupst!

  26. Gregor 3. April 2010, 18:15 Uhr

    Bravo, Gabriela!
    Und “Jesus DSK” wird langsam die Helene Hegemann dieser Diskussion…
    Chapeau!

  27. jan aus bernsdorf 10. April 2010, 14:44 Uhr

    @ Gregor
    Dem gigantischen Niveau dieser Runde bin ich meist leider nicht so recht gewachsen.
    Ich schätze allerdings den speziellen Humor, welcher aus einigen Beiträgen leuchtet.
    Von Jesus DSK bin ich ein echter Fan !

  28. Frank 11. April 2010, 20:49 Uhr

    @Jesus
    Netter Link…
    Wir sind Papst!

  29. Jesus der spasssige Youtubist 15. April 2010, 09:38 Uhr

    Der MDR-Beitrag ist mittlerweile auf Deine Glotze gelandet:
    http://www.youtube.com/watch?v=liFSialiNQ0

Mit Liebe und Wordpress.

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